Veröffentlicht am

Etappe 4, Tag 20: Gervans – Valence (25 km, Sonntag, 08.04.2012)

In Tain setzte ich wieder auf das andere Ufer über und danach fand ich mich auf einem sehr schönen Weg durch die Auwälder der Rhone. An einer Stelle waren mehrere Warnschilder, die vor plötzlich auftretendem Hochwasser warnten, ich legte mein Schicksal in die Hände des heiligen Jakobus und ging weiter. Um mich herum gingen die Franzosen ihren Ostervergnügungen nach, mit dem Quad durch die Auwälder, Jäger knallten durch die Wälder am gegenüberliegenden Hang, kilometerweit waren die Fahrgeräusche einer Rennbahn zu hören und immer wieder traf ich auf Angler am Ufer der Rhone. Wie viele Franzosen habe ich in den letzten 30 Jahren schon angeln gesehen, aber noch nie auch nur einen, der einen Fisch aus dem Wasser zog.

Vorbei an einem netten Schloss erreichte ich Cornas und rastete ausgiebig. Auf der Brücke über die Rhone vor Valence blies mich der Mistral fast hinunter ins Wasser.

Von Valence fuhr ich dann mit dem Zug zurück nach Tain zu meinem Auto.

Veröffentlicht am

Etappe 4, Tag 19: Serrières – Gervans (26 km, Samstag, 07.04.2012)

Wieder ging es den ganzen Morgen an der Rhone entlang, hier war der Weg touristisch erschlossen mit erklärenden Hinweistafeln zur Natur und handlungsorientierten Aufgaben für Kinder. Die erste Rast war in Champagne, einem kleinen, historisch sehr bedeutsamen Dorf. Jahrhundertelang war es ein Brückenkopf der Grafschaft Dauphiné auf der anderen Seite der Rhone im Königreich Frankreich mit einer wichtigen Fähre an einem Seil quer über die Rhone. Einer der Steintürme, an denen das Seil befestigt war, steht noch. Auch die kleine Kirche des Dorfs ist sehr sehenswert. Die Bar, in der ich rastete war noch im Originalzustand aus den Sechzigern, zur Toilette musste ich auf die Straße zur öffentlichen Bedürfnisanstalt.

Leider war der Weg entlang der Rhone dann bald zu Ende, ein Campingplatz stand im Weg und danach in Andance musste ich auf die andere Seite, mit Landstraßen. Bald setzte auch ein langanhaltender Platzregen ein, ich wurde triefend nass und die Stimmung war dann bis zum Zielort in einem tiefen Loch.

Veröffentlicht am

Etappe 4, Tag 18: Condrieu – Serrières (19 km, Freitag, 06.04.2012)

Nach etwa einem Kilometer auf der Straße konnte ich auf den Rhonedamm steigen und dann den Radweg Via Rhona entlang bis Chavanay. Dort kreuzt der Jakobsweg von Genf nach Le Puy und kurz kämpfte ich mit mir , ob ich nicht doch durchs Zentralmassiv wandern sollte wie all die andern. Eine Frau sah mein Zaudern vor einem Muschelzeichen und wollte mich nach Le Puy schicken, aber schlußendlich blieb ich bei meinem einmal gefassten Entscheidung durch das Rhonetal zur Via Tolosana und durch das Languedoc zu wandern.

Nach einer ausgiebigen Rast konnte ich weiter an der kanalisierten Rhone auf dem Damm wandern, vorbei an St. Pierre de Boeuf mit einer riesigen Wassersportanlage. Gegen Ende wurde es dann doch recht eintönig auf dem Damm, recht wenig Schiffsverkehr mit einigen Kreuzfahrtschiffen, die nur zur Hälfte belegt waren. Der Zielort Serrières ist sehr nett, das Hotel ganz in Ordnung und das Essen im Restaurant nebendran auch.

Veröffentlicht am

Etappe 4, Tag 17: Mornant – Condrieu (25 km, Donnerstag, 05.04.2012)

Grauer Himmel, aber trocken, nachmittags wieder blauer Himmel und warm, so kann das Wetter gut weitergehen in den nächsten Tagen. Nach einer Stunde Marsch durch welliges, angenehmes Gelände stand ich vor der Kirche in St. Andeol-le-Chateau. Drei nette ältere Damen gingen hinein und meinten zu mir, dass ich doch die Kirche besichtigen sollte. Hab ich dann natürlich getan, war auch recht lohnenswert und außerdem stand in der Ecke ein steinernes Kreuz mit Erklärung. Danach sei es römischen Ursprungs und auf ihm war „camin“ eingeritzt. Es wird deshalb angenommen, dass eine Verbindung zum mittelalterlichen Jakobsweg besteht. Beim Abstieg ins Tal der Gier hab ich mich wieder mal auf das Wagnis eines Wanderwegs eingelassen, obwohl nicht mal eine Beschilderung da war. Dieses Mal war es aber der bessere Weg. Vom lauten Talgrund – mehrere Straßen, Eisenbahn, Autobahn ging es wieder steil hinauf nach Echalas, wo ich Mittagspause machte. Bei den Straßenschildern im Dorf sah ich, dass es nur ein klein wenig weiter nach Condrieu war als nach Vienne, meinem angedachten Tagesziel, ich aber für den nächsten Tag mindestens 10 km einsparte. Also Richtungswechsel, es war dann etwas hart, auch weil ich eine Abkürzung auf der Karte nicht realisierte sondern erst bei der Rückschau auf den zurückgelegten Weg auf einer Anhöhe. In Condrieu war das Hotel dann sehr teuer, so dass ich über die Rhone in den Nachbarort ging, wo ich ein passendes fand. Am Abend war kein einziges Restaurant offen, ich musste in einer Stehpizzeria essen.

Veröffentlicht am

Etappe 4, Tag 16: Lozanne – Mornant (30 km, Mittwoch, 04.04.2012)

Der Tag begann grau in grau mit Regen, gegen Nachmittag wurde es dann besser und nach und nach hellte es immer mehr auf. Bald nach dem Start musste ich den Bau der Autobahn kreuzen, der Weg führte dort ca 200 m direkt unter und entlang einer tiefhängenden Hochspannungsleitung, gelbe Schilder mit einer stürzenden Person warnten vor der Hochspannung und dem Verlust der Gesundheit oder des Lebens. Da wird einem schon etwas mulmig und so lief ich quer zur Leitung unter ihr durch über die Wiese und überlebte. Nach ca 8 km zeigte ein Schild einen Wanderweg nach St. Consorce an, das lag auf meinem Weg, also nahm ich ihn. Er war zwar sehr schön, führte mich aber kreuz und quer, rauf und runter, so dass ich wohl einiges zusätzlich wanderte. Ich glaub ich bleibe in Zukunft auf meinen auf der Karte ausgewiesenen Nebenstraßen. Kurz nach 16:00 Uhr und 24 gewanderten Kilometern kam ich in Soucier-en-Jarrest an, das ich mir wegen seiner Größe als Etappenziel ausgesucht hatte. Es gab aber keine Unterkunft, mir wurde gesagt in Mornant, 6 km weiter gäbe es ein Hotel. Ich hatte absolut keine Lust mehr, weiter zu wandern und da eine halbe Stunde später ein Bus fuhr war alles schnell entschieden. Jetzt fehlen mir schon wieder 6 km. Beim abendlichen Bummel sah ich ein kleines Weingeschäft, bin rein und hab ein wenig mit dem Besitzer Erfahrungen ausgetauscht, hab ihm Grand Jacquet empfohlen und er mir die Vignerons de Serignan.

Veröffentlicht am

Etappe 4, Tag 15: Villefranche-sur-Saône – Lozanne (20 km, Dienstag, 03.04.2012)

Nach längerem Marsch durch Vororte steigt der Weg an, hinauf zur Chapelle Notre Dame de Buisante. Der Anstieg hatte sich aber gelohnt, ein wunderbarer Rundblick über das gesamte Beaujolais im Westen und die Bresse im Osten. Nach der Durchquerung des hübschen Weindorfs Pommier sah ich auf der anderen Straßenseite hinter einer Mauer einige Männer immer auf und ablaufen. Die Neugier trieb mich rüber, sie spielten Boule und nach kurzem Zuschauen spielte ich auch schon mit. Nach etwa einer Stunde hieß es, dass jetzt Essenszeit wäre und ich war auch schon eingeladen. Nach kurzem Sträuben hatte ich auch schon einen Beaujolais blanc in der Hand und saß im großen Wohnzimmer des prächtigen Anwesens. Sie erzählten mir, das sie die Männer wären, die für die „Ville fleurie“ verantwortlich wären und ich doch großes Glück hätte, denn sie würden sich nur einmal im Jahr zu einem Essen treffen, und da wäre ich jetzt dabei. Dann erschien auch schon eine junge Winzerin mit dem Wein und los gings mit dem Menue. Die Stimmung stieg stetig, die alten Knaben fühlten sich durch meine Anwesenheit sichtlich gefordert und gaben ihr Bestes mit immer geschliffeneren Beiträgen und Gedichten. Zwischendurch stellte die Winzerin dann einige ältere Jahrgänge vor (06 bis 08), die waren wirklich erstaunlich gut gereift. Ich erwähnte auch hin und wieder, dass ich jetzt weiter müsste, was aber weiter nicht beachtet wurde. Gegen 16:00 Uhr bestand ich dann auf meinen Aufbruch, aber sie meinten eine Partie Boule müsste schon noch drin sein, sie würden mich auch an meinen Zielort fahren. Wir einigten uns dann darauf, dass sie mich bis ins nächste, 10 km entfernte Dorf fahren würden, den Rest bis Lozanne wollte ich schon noch zu Fuß gehen, und so geschah es dann auch.

Jetzt fehlen mir 10 km auf meinem Jakobsweg.

Eine ausführliche Beschreibung des Tages

Etappe 4, Tag 15: Villefranche-sur-Saône – Lozanne (20 km, Dienstag, 03.04.2012) weiterlesen
Veröffentlicht am

Etappe 4, Tag 14: Belleville – Villefranche-sur-Saône (23 km, Ostermontag, 02.04.2012)

Das Auto ließ ich dieses Mal im Hof der „Cave de Tain“ in Tain-l’Hermitage und fuhr frühmorgens mit dem Zug nach Belleville. Bei zum Wandern idealem Wetter ging es an einem See entlang, an dem kein einziger Fischer sich an seiner Angel festhielt, recht ungewöhnlich für Frankreich. Die erste Rast wollte ich in St. Georges de Reneins machen, das sich aber als ziemlich hässliches Straßendorf entlang der Route Nationale herausstellte, also ging es stramm weiter. Westlich erstreckte sich das hügelige mittlere Beaujolais, der Hügel von Brouilly deutlich erkennbar, an dem ich vor zwei Jahren noch entlang gewandert war. Ich ließ nun das Beaujolais der Crus hinter mir und wanderte hinein in den Teil, in dem der einfachere Wein produziert wird. Der Unterschied war auch an der Reberziehung deutlich erkennbar, nur noch Reben in Reihen und nicht mehr die im nördlichen Teil dominierende lockere, ungeordnete Buscherziehung.

In Villefranche angekommen stellte sich heraus, dass das im Internet ausgesuchte Chambre d’Hote 3 bis 4 km außerhalb der Stadt lag, so kehrte ich auf dem Weg dorthin wieder um und nahm ein Hotel in der Innenstadt.

Beim abendlichen Bummel kam ich in eine Kulturkneipe, in der eine sehr anspruchsvolle Veranstaltung zur Präsidentenwahl stattfand, mit flammenden Beiträgen der einzelnen Teilnehmer, hab so gut wie nichts verstanden und ging dann bald wieder.